Dienstag, 27. Februar 2007

Germanische Königsgräber bei Halle entdeckt (475 n. Ztr.)

(Germanischer Spangenhelm, Landesmuseum Mainz)

Um 375 n. Ztr. unterwarfen die Hunnen die Goten an der Wolga und lösten damit die germanische Völkerwanderung und den Untergang des Römischen Weltreiches aus. Nun hat man in der Nähe von Halle ein reiches germanisches Gräberfeld entdeckt aus der Zeit um 475 n. Ztr., also auf dem Höhepunkt der Völkerwanderung - und aus der Lebenszeit Theoderichs des Großen (451 - 526), dem berühmten Dietrich von Bern der Sage.

Das Gotenreich Theoderichs des Großen in Italien war mit dem Thüringer Reich verbündet, das erst im Jahr 452 - nach dem Abzug der Hunnen - überhaupt ein eigenes Königreich geworden war. Zugleich begann der Aufstieg des Fränkischen Reiches im Westen. Die Alemannen herrschten in Südwestdeutschland. 489 war Theoderich nach Italien gezogen und hatte Odoaker besiegt, 496 besiegte der Frankenkönig Chlodwig I. die Alemannen in der berühmten Schlacht bei Zülpich und ließ sich zum Christentum bekehren. - Welch eine Zeit.

531 wurden die Thüringer von den Franken besiegt ... - Solche Daten jedenfalls muß man sich zuvor klar machen, wenn man den folgenden Zeitungsbericht wenigstens einigermaßen historisch einordnen will. Verwandte und Kinder der hier begrabenen Menschen weilten sicherlich als Gesandte an Theoderichs Hof in Ravenna.

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"Friedhof der Herrscher" bei Halle entdeckt

1500 Jahre alte Gräber mit Schmuck aus der Zeit der Völkerwanderung gehoben
Von Thomas Schöne

Halle - Ein einzigartiges, 1500 Jahre altes Gräberfeld mit Gold- und Bronzebeigaben haben Archäologen bei Halle in Sachsen-Anhalt entdeckt. Die Wissenschaftler bezeichnen das Areal aus der Zeit der Völkerwanderung auf Grund der reichen Ausstattungen als "Friedhof der Herrscher".

"Hier wurde in 14 Gräbern die komplette Oberschicht eines germanischen Stammes bestattet", erklärt die Archäologin Susanne Friederich vom Landesamts für Archäologie Sachsen, die das Projekt bei Halle in Sachsen-Anhalt betreut. Mit Hilfe von DNA-Tests wollen Wissenschaftler jetzt die verwandtschaftliche Beziehung der Toten klären, um Erkenntnisse über damalige gesellschaftliche Zusammenhänge zu gewinnen.

Im Grab einer etwa 20-jährigen Frau wurden drei massive Goldstücke ("Brakteaten") mit mythologischen germanischen Verzierungen gefunden. "So etwas ist extrem selten", betont Friederich. Die Goldstücke in der Größe von Ein-Euro-Münzen haben Ösen und wurden an einem Lederband als Schmuck um die Hüften getragen. "Brakteaten konnten sich nur Reiche leisten." Bei der Toten lagen auch ein Kamm sowie Arm- und Halsschmuck aus Bronze.

Sämtliche Toten liegen auf dem Rücken in West-Ost-Richtung mit dem Kopf in Richtung Osten. Ein Herrscher umklammert sein Eisenschwert, neben ihm liegen eine Lanzenspitze und eine Schwertperle. Das glitzernde Stück galt den Germanen als mystisch und wurde am Schwert mit einem Band getragen. Die Schwertperle sollte dem Kämpfer übersinnliche Kräfte verleihen. Insgesamt wurden in den Gräbern 30 Perlen aus Glas gefunden. Perlen, auch solche aus Glas, waren in der damaligen Zeit sehr wertvoll. "Die Blickrichtung zur aufgehenden Sonne und die zahlreichen Beigaben zeigen, dass diese Menschen an ein Weiterleben im Jenseits geglaubt haben", erläutert Friederich.

Vermutlich waren es Germanen, die um 475 bis 490 bei Halle mit Hunnen gekämpft haben und hier siedelten. "Das günstige Klima, fruchtbare Böden, das Handelsgut Salz und die verkehrstechnisch günstige Lage waren gute Gründe, sich in der Region um das spätere Halle niederzulassen", sagt die Archäologin.

Nach Angaben des Chefs der Restaurierungswerkstatt, Christian-Heinrich Wunderlich, wurden vier der Gräber besonders aufwendig im Ganzen als Block aus der Erde geborgen. "Die Gräber werden untersucht, restauriert, konserviert und für eine Ausstellung in Halle vorbereitet", sagt der Experte. Blockbergungen zeigen den Besuchern den gesamten Fundzusammenhang.

Mit dem Auftauchen der Hunnen in Europa um 375 nach Christus wurde die germanische Völkerwanderung ausgelöst. Sie führte zum Untergang des römischen Reiches und zur Gründung der ersten europäischen Reiche.

In den vergangenen Jahren schien Sachsen-Anhalt geradezu zum Mekka der Archäologen (und Raubgräber) zu werden, mehrfach beförderten Forscher wertvolle vor- und frühgeschichtliche Funde ans Tageslicht. Der berühmteste ist die 1999 gefundene Himmelsscheibe von Nebra (...).

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