Samstag, 26. Mai 2007

Sogder und Tocharer zwischen Samarkand und chinesischem Kaiserhof

Der National Geographic berichtet über die genetischen Forschungen zu dem in Zentralchina begrabenen sogdischen Fürsten Yu Hong, auf die von "Studium generale" schon ausführlicher hingewiesen worden war. Aufmerksame Leser von "Studium generale" werden inzwischen auch eine Frage beantworten können, mit der "Frederika Kaestle of the Indiana Molecular Biology Institute at Indiana University in Bloomington" zitiert wird: "Was it just this one man [who moved into the area], or was it a large family including this man, or was it an even larger group of people from his ancestral population?"

Das Vorbeischauen bei Nachbardisziplinen oder einfach bei "Studium generale" ;-) dürfte Genetikern manchmal ganz dienlich sein. Auch Razib Khan bei "Gene Expression" könnte man noch einen gewissen "Nachhilfe-Unterricht" geben, wenn er nicht oft so ungnädig wäre mit Menschen, die eine Einzelheit einmal noch besser wissen sollten als er. (Aber siehe auch Studium generale engl.)

Und wenn ich schon dabei bin, noch ein paar Fotos. Diesmal die berühmten "Tocharische Prinzen", Wandmalereien in der "Höhle der 16 Schwertträger" in der Oasenstadt Turfan aus der Zeit um 500 n. Ztr.. Turfan liegt nordöstlich des Tarim-Beckens zwischen den Städten Hami und Ürümchi und war Mittelpunkt eines der vielen in dieser Region gelegenen, pferdereichen tocharischen Königreiche.

Die Tocharer lebten in ihrer Endzeit in dieser Region neben den Sogdern (und zahlreichen anderen Volksgruppen) und gingen wohl auch zur gleichen Zeit wie die Sogder als Volk unter. Sie sprachen auch eine indogermanische Sprache wie sie, und sie sind uns ja vor allem durch die Wüstenmumien (im Museum Ürümchi), datiert ab 2000 v. Ztr. bekannt. Sie dürfen aber dennoch keinesfalls mit den Sogdern verwechselt werden, die ursprünglich aus Samarkand stammten, zeitweise von den Tocharern unterworfen wurden, als diese von den Hunnen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, und die später selbst - die guten Beziehungen zu den Hunnen pflegend - ins Tarim-Becken und nach China (zurück-)kamen. (Als Gesandte des hunnischen Königs reisten sie auch zu anderer Gelegenheit nach Byzanz, um ein Bündnis der Hunnen mit den Byzantinern gegen die Perser zu schließen, die die Seidenstraße und damit die guten Einnahmen der Hunnen aus Tributzahlungen der Chinesen und Sogder blockierten.)

Es gab eben sehr viele verschiedene Völker in diesen Regionen während der Tang-Zeit, das wird uns erst allmählich alles richtig bewußt. Natürlich wird auf diesen Wandmalereien von 500 n. Ztr. schon der Einfluß so vieler verschiedener damals sich (durch Sogder und Tocharer) ausbreitender Religionen deutlich. Damals breiteten sich in dieser Region neben den einheimischen Stammesreligionen der Buddhismus aus (aus Indien), die Religion Zoroasthras, die Manichäer und die christlichen Nazarener (alle aus Persien, bzw. dem Römischen Reich). Sie und noch mancherlei anderen fanden im chinesischen Reich für viele Jahrhunderte Zuflucht und Duldung.

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